Biologie der Bäume

Die Architektur eines Baumes

Es ist mitunter recht lehrreich, die Natur mit den Augen eines Technikers oder Architekten anzusehen, denn erst im Vergleich mit unseren menschlichen Bemühungen kann man ihre Wunder richtig würdigen. Stände etwa ein Architekt vor der Aufgabe, einen Baum zu konstruieren, so hätte er einige Probleme.

Baumstamm Querschnitt

Der Querschnitt durch einen Baumstamm zeigt Kernholz, Splintholz und Rinde.

Astgabel

Bäume verstärken Astgabeln, so dass kein scharfer Spalt entsteht, der leicht brechen könnte.

Wurzelwerk

Ein System von dicken und dünneren Wurzeln verankert den Baum im Boden.

Einen Turm bauen wir unten breiter als oben, damit er nicht umfällt. Bäume aber verstoßen gegen dieses Bauprinzip: Ihr Stamm muss die breite, schwere Krone tragen, an der nicht selten Stürme mächtig zerren und die im Winter unter der Last von einigen Zentnern feuchten Schnees ächzt.
Dazu kommt noch, dass unser Architekt seinen Baustoff nicht frei wählen dürfte: Er kann nur Materialien benutzen, die sich aus Licht, Luft und Wasser erzeugen lassen. Und als wäre das noch nicht genug, muss er sich ein Konstruktionsprinzip ausdenken, bei dem das Bauwerk auch während des Wachsens in jedem Moment ohne Zusatzgerüst standfest und voll funktionsfähig ist. Die Natur hat dieses Wunder in jedem Baum vollbracht, und es überdauert oft Jahrhunderte, mitunter sogar Jahrtausende – für welches menschliche Bauwerk gilt das schon?
Der Stamm ist das Herzstück des Baumes. Er sorgt nicht nur für die Stabilität der Konstruktion, sondern erfüllt gleich noch einige weitere wichtige Aufgaben: Er leitet das Wasser in die Krone, und der im Sonnenlicht erzeugte Traubenzucker fließt als Zuckersaft zurück. Er dient als Speicher für Nährstoff-Vorräte und schützt sich mit speziellen Chemikalien gegen den Angriff von Insekten, Pilzen und Bakterien. Und Jahr für Jahr wird er um einige Millimeter dicker.
Was im Stamm geschieht, ist normalerweise unsichtbar. Aber man kann den Aufbau im Wald an einem abgesägten Baum oder einem Baumstumpf mit glatter Fläche untersuchen.
Dabei fällt sofort der Unterschied zwischen dem Innern des Stammes und dessen Rand auf. Das Innere besteht aus hellem Holz, und rund herum sitzt eine vergleichsweise dünne, dunkelbraune Schicht, die in die Borke übergeht. Diese schmale Zone unter der Borke ist die eigentliche Lebensschicht des Baumes. Sie ist nur im Querschnitt ein Kreis, in Wirklichkeit hat sie die Form eines Rohres. In dieser dünnen Schale spielen sich alle wichtigen Vorgänge im Stamm ab.
Diese Lebensschicht besteht aus drei Teilen. In der Mitte sitzt die Wachstumsschicht (auch “Kambium” genannt). Dieses Kambium ist eines der größten Wunder der Natur: Nur Bruchteile eines Millimeters dick, hat es das gesamte Holz erzeugt, aus dem der Stamm besteht, und dazu noch die Rinde. Es lebt und wächst solange wie der Baum selbst, mitunter also Tausende von Jahren!
Ständig produziert das Kambium zwei Schichten. Eine wächst nach innen weiter, die anderen nach außen. Die innere Schicht besteht aus Holz, die äußere aus feinen Fasern; sie heißt Bastschicht.
Und in diese beiden Schichten baut das Kambium zudem noch komplizierte Feinstrukturen hinein, die man nur im Mikroskop sehen kann. Die wichtigsten sind haardünne Röhren, die Wurzel und Krone verbinden. In den Röhrchen der Bastschicht fließt Zuckersaft von den Blättern abwärts in alle Teile des Baums, in der Holzschicht strömt das Wasser stammaufwärts.
Bei Erlen, Birken, Ahorn oder etwa Hainbuchen besteht der ganze Stamm aus einheitlich gefärbtem Holz, dem “Splintholz”. Ältere Kiefern, Lärchen, Eichen, Ulmen, Rotbuchen oder Kastanien dagegen haben einen Kern aus dunklerem Holz, umgeben von einer breiten, helleren Splintholz-Schicht. Das tote Kernholz ist bei solchen Bäumen nicht mehr durch die Säfte vor dem Angriff von Bakterien und Pilzen geschützt. Daher lagern die Bäume hier giftige Schutzstoffe ein, die für die dunklere Farbe verantwortlich sind.
Splintholz ist dagegen keineswegs tot, sondern noch an den Wasserfluss des Baumes angeschlossen. Der Baum lagert hier Nährstoffe für schlechte Zeiten ein. Als Leitungsröhren dafür dienen die “Markstrahlen”; das sind die “Fahrradspeichen”, die von innen nach außen verlaufen. Weil Splintholz viel Wasser enthält, sind frisch geschlagene Bäume sehr schwer. Vor dem Abtransport schichten die Holzfäller sie daher am Rand der Waldwege zum Trocknen auf.

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