Biologie der Bäume
Wurzeln
Sicher ist Ihnen im Wald nach einem schweren Sturm schon einmal ein umgekippter Baum begegnet, dessen Wurzel eine große, tellerförmige Scheibe Waldboden herausgehoben hat. Da kann man studieren, was sonst das Dunkel der Erde verbirgt: kräftige Wurzelstränge, dicker als ein Bein, die vom Stamm aus in die Erde führen und sich zu immer feineren Strängen verzweigen. Und an den ganz kleinen Würzelchen, die so dünn sind wie ein Nähfaden, zeigt ein Vergrößerungsglas sogar noch zartere Haare und feinste Fädchen.
Mit der Wurzel verankert sich der Baum im Erdreich, damit er nicht umfällt. Je nach Art des Baums und des Bodens kann eine Wurzel unterschiedliche Formen annehmen. Fichten, Hainbuchen oder Weiden etwa bilden meist ein flach ausgedehntes Wurzelgeflecht knapp unter der Erdoberfläche, meist größer als der Kronenradius. Damit können sie große Mengen Nährstoffe und Regenwasser erschließen, sind allerdings gegen Windwurf empfindlich. Tannen, Kiefern und Eichen zum Beispiel erschließen mit ihrer tief hinab reichenden Pfahlwurzel tiefere Bodenschichten und Grundwasserleiter und sind zudem standfester. Die meisten Bäume entscheiden sich für eine Mischung aus beiden Formen. Sie treiben zunächst eine Pfahlwurzel und dazu ein Geflecht aus Seitenwurzeln, so dass ein “Herzwurzelsystem” entsteht. Sie passen sich dabei an die Bodenverhältnisse an.
Aber die Verankerung des Baums im Boden ist nur eine der Wurzel-Aufgaben. Sie versorgt den Baum auch mit Wasser und Mineralstoffen. Innen haben die Wurzeln Röhren, in denen das Wasser zum Baumstamm läuft. Dann steigt es im Stamm empor und fließt schließlich zu jedem Blatt, zu jeder Blüte. Zudem speichert die Wurzel Nährstoffe.
Die Wurzelspitzen bergen hochempfindliche Sinnesorgane. Sie registrieren die Richtung der Schwerkraft, aber spüren auch Hindernisse und wachsen drum herum. Feine chemische Fühler reagieren auf Nährstoffe und wachsen auf sie zu. Andere Fühler erspüren Schadstoffe und lenken die Wurzel davon weg. Und natürlich haben die Wurzeln ein empfindliches Spürorgan für Feuchtigkeit und wachsen auf Wasser zu – manchmal sogar in Abwasserrohre hinein.
Die Wurzeln sind aber auch ein wichtiges Kommunikationsorgan des Baumes. Vielfach sind Bäume im Wald über ihre Wurzeln verbunden. Viele Arten senden über die Wurzeln sogar Botenstoffe aus. Und manche Biologen glauben, dass Bäume untereinander Nährstoffe austauschen. Sie haben für das riesige, unterirdische Geflecht aus hauchdünnen Pilzfäden den Ausdruck »Wood Wide Web« geprägt. Es kann sich über eine Fläche von mehreren hundert Quadratmetern ausbreiten und zahlreiche Bäume und andere Pflanzen miteinander verknüpfen. In einem Hektar (100 mal 100 Meter) besten Waldbodens stecken Pilzfäden im Gesamtgewicht von bis zu 6000 Kilogramm und einer unvorstellbaren Gesamtlänge von mehreren Millionen Kilometern! Zwischen Baum und diversen Pilzarten (oft sind auch bestimmte Bakterien beteiligt) hat sich eine Symbiose ausgebildet, ein Zusammenleben auf Gegenseitigkeit. Man nennt es Mykorrhiza. Die Pilze helfen mittels ihrer chemischen Fähigkeiten beim Aufschließen des Bodens und versorgen den Baum mit Mineralstoffen. Und der revanchiert sich mit Zuckerverbindungen aus der Photosynthese.
Wissenschaftlich umstritten ist freilich das oft in manchen Bestseller-Büchern zu vermenschlicht dargestellte angebliche “soziale Verhalten” der Bäume, die sogar kranke Nachbarn über das Pilz-Netzwerk mit Nährstoffen versorgen sollen.
Wissenswertes über Bäume
Laubbaum – Nadelbaum
Breite Blätter oder schmale Nadeln – beide Blattformen haben interessante Vor- und Nachteile. mehr …
Liebe zum Baum
"Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit", schrieb der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse. mehr …
Magie der Bäume
Baumarchitektur
Wassertransport
Wurzeln
Hinter der Borke
Grünes Frühjahr
Der Winter ist vorbei, die Tage werden länger, Frostnächte selten, die Sonne gewinnt an Kraft. Da ist es für die Laubbäume Zeit, ihren Blattschmuck zu entfalten und mit der Photosynthese zu beginnen. mehr …
Von Blüte zu Blüte
Zur Fortpflanzung der Bäume gehören Blüten. Manche sind prachtvoll, wie bei der Magnolie, andere eher unscheinbar. Und manchmal machen sie sich unangenehm bemerkbar. mehr …
Raupen im Anmarsch
Leckere Früchte
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Herbstfarben
Kurz bevor sie in ihre Winterruhe gehen, veranstalten Laubbäume ein prächtiges Farbspektakel. Ausgelöst wird es durch die abnehmende Tageslänge. Sie färben ihre Blätter und lassen sie in der Herbstsonne in unzähligen gelben, orangen und roten Farbtönen strahlen. mehr …
Baum als Biotop
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Profiteure des Baumtods
Selbst ein toter Baum spendet noch Leben. Denn er steckt ja noch voller energiereicher Stoffe, die als Nahrung brauchbar sind. Sofort stellen sich daher Pilze, Tiere und Pflanzen ein, die ihn weiter abbauen und dadurch ihr eigenes Dasein fristen. mehr …
Müllwerker des Lebens
Im Herbst fallen von einem großen Baum weit über hunderttausend Blätter ab. Schon nach wenigen Jahren könnte man durch die Laubschicht nicht mehr durchkommen, und innerhalb einiger Jahrzehnte wäre der ganze Baum im Laub erstickt.
Dass es nicht soweit kommt, ist das Werk von winzigen Lebewesen, den Abfallverwertern der Natur. Sie zerraspeln und zernagen die Blätter, bauen sie zu immer einfacheren Stoffen ab und erzeugen schließlich daraus Humus – von Leben durchwebte, fruchtbare Erde. mehr …
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Überlegen Sie einmal, auf was Sie alles verzichten müssten, wenn es keine Bäume gäbe. Sie könnten weder Äpfel noch Birnen, weder Nüsse noch Zitronen essen. Kakao und Kaffee fielen weg. Fußboden,Tisch, Stuhl und Schrank wären vielleicht aus Stein, Kunststoff oder Metall statt aus Holz. mehr …
Welt aus Holz
Was wären wir ohne das Holz, das wir den Bäumen verdanken? Es ist nicht nur schön und vielseitig einsetzbar, Holz ist auch bemerkenswert fest – schließlich sorgt es für die Standfestigkeit der Baumriesen. Im Handel kann man unter Hunderten von Sorten wählen. mehr …
Apotheke der Bäume
Die Kenntnis von den Heilkräften vieler Bäume ist schon sehr alt. Wahrscheinlich wussten schon die Steinzeitmenschen darum, die sicher gute Naturbeobachter waren. Selbst Schimpansen nutzen manche Bäume gezielt zu Heilzwecken. mehr …
Baum als Kalender
Jedes Jahr legt der Baum eine neue Holzschicht an, die sich wie ein Mantel um die alte legt und im Querschnitt als Ring erscheint. In diesen Jahresringen spiegelt sich die Lebensgeschichte eines Baumes. Sie dienen zudem Vorgeschichtsforschern als Hilfe zur Datierung alter Holzreste, etwa von gesunkenen Hanse-Schiffen. mehr …