Biologie der Bäume

Von Blüte zu Blüte

So mancher von uns leidet im Frühjahr unter besonders unangenehmen Symptomen: Die Nase beginnt zunehmend stark zu kribbeln. Die Nasenschleimhäute schwellen an und produzieren Unmengen Flüssigkeit, was zu einem Großverbrauch an Taschentüchern führte. Dazu ein unwiderstehlicher Niesreiz. In schlimmen Fällen ist sogar ärztliche Hilfe nötig.

Blüten mit Bestäuberin

Mit Duft und auffälligen Blütenblättern locken die Blüten Bestäuber an.

Pollen koloriert

Pollenkörner diverser Pflanzen, nachcoloriert, unter dem Rasterelektronenmikroskop.

Die Auslöser des Leidens wachsen in großer Zahl in Wald und Feld: Kiefern, Haselsträucher und andere Gewächse schicken Wolken von gelbem Blütenstaub (Pollen) übers Land, gegen den der Körper vieler Menschen überempfindlich ist und mit einer “Pollen-Allergien” reagiert.

Obwohl die Pollenkörner so winzig klein sind, dass erst viele Millionen zusammen ein Gramm wiegen, sind sie Wunderwerke der Natur: Eine stabile Hülle, die unter bestimmten Bedingungen viele Jahrtausende überdauern kann, birgt den wertvollen Inhalt: das männliche Erbmaterial. Kommt auch nur ein Pollenkörnchen auf einen weiblichen Blütenteil der gleichen Art, verschmilzt sein Erbmaterial mit dem weiblichen Erbmaterial, und es bildet sich der Samen mit dem Bauplan für einen neuen Baum.

Für die Pflanzen hat diese “botanische Luftverschmutzung” also sehr gute Gründe. Aber er soll vor der Befruchtung möglichst weit reisen. Daher nutzen viele Pflanzen den Wind für die Pollen-Verbreitung.

Der Wind weht die leichten Körnchen über Hunderte von Kilometern. Sogar 6000 Meter über dem Boden, der Reiseflughöhe moderner Jets, hat man noch Pollenkörner gefunden. Pflanzen sind also gar nicht so ortsgebunden – zumindest ihre fliegenden Boten schicken sie um die ganze Welt.

Nun ist der Wind aber ein launischer Geselle. Er weht mal stärker, mal schwächer und oft in die falsche Richtung. So geht ein Großteil der Pollen verloren, weshalb die Windblütler gigantische Mengen davon verstreuen. Ein einziger Kiefernast bildet schon 350 Millionen Pollenkörner pro Jahr, und in einem Kiefernwald sind nicht selten Wege und Pfützen gelb gefärbt – Schwefelregen nennt man diese Erscheinung.

Andere Bäume wie Linden, Weiden, Ahorn und die Obstbäume dagegen verlassen sich daher nicht auf den Wind, sondern haben vor etwa 100 Millionen Jahren eine bessere Möglichkeit entdeckt: Sie spannen Insekten ein, um den Blütenstaub zu transportieren. Insekten steuern, von bunten Blüten, Duft und Nektar gelockt, brav eine Blüte nach der anderen an und sorgen so für die Befruchtung – ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Denn Nektar als Nebenprodukt der Photosynthese kann die Pflanze fast umsonst produzieren. Dafür spart sie zudem an der Blütenstaub-Menge, der viel wertvollere und knappere Nährstoffe enthält.

Apfelblüte

Nur wenn im Frühjahr die Bestäuber fleißig sind, kann man im Herbst Äpfel ernten.

Blütenstand Sieben Söhne des Himmels

Nicht nur Honigbienen: Hier besucht eine Mistbiene die Blüten des Strauchs „Sieben Söhne des Himmels“.

Wissenswertes über Bäume

Laubbaum – Nadelbaum

Breite Blätter oder schmale Nadeln – beide Blattformen haben interessante Vor- und Nachteile. mehr …

Liebe zum Baum

"Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit", schrieb der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse. mehr …

Magie der Bäume
Für die Menschen früherer Zeiten war das scheinbare Sterben der Bäume im Winter und die “Wiedergeburt” im Frühjahr ein geheimnisvolles Abbild des menschlichen Lebens und Sterbens.  mehr …
Baumarchitektur
Es ist mitunter recht lehrreich, die Natur mit den Augen eines Technikers oder Architekten anzusehen, denn erst im Vergleich mit unseren menschlichen Bemühungen kann man ihre Wunder richtig würdigen.  mehr …
Wassertransport
An heißen Sommertagen suchen wir die Nähe von Bäumen. Besonders in der Stadt, wenn sich die Wärme in den Straßenschluchten staut. Denn die Bäume geben nicht nur Schatten, um sie herum ist die Luft deutlich kühler und feuchter.  mehr …
Wurzeln
Sicher ist Ihnen im Wald nach einem schweren Sturm schon einmal ein umgekippter Baum begegnet, dessen Wurzel eine große, tellerförmige Scheibe Waldboden herausgehoben hat. Da kann man studieren, was sonst das Dunkel der Erde verbirgt.  mehr …
Hinter der Borke
So stabil und trutzig ein großer Baumstamm auch wirkt - das Bauprinzip, von außen nach innen zu wachsen, hat einen schweren Nachteil: Gerade seine lebenswichtigen Teile, nämlich die empfindlichen Wachstumsschichten, liegen nahe der Oberfläche.  mehr …
Grünes Frühjahr

Der Winter ist vorbei, die Tage werden länger, Frostnächte selten, die Sonne gewinnt an Kraft. Da ist es für die Laubbäume Zeit, ihren Blattschmuck zu entfalten und mit der Photosynthese zu beginnen.  mehr …

Von Blüte zu Blüte

Zur Fortpflanzung der Bäume gehören Blüten. Manche sind prachtvoll, wie bei der Magnolie, andere eher unscheinbar. Und manchmal machen sie sich unangenehm bemerkbar.  mehr …

Raupen im Anmarsch
Im Tierreich und unter den Kleinlebewesen gibt es zahlreiche "hungrige Mäuler", für die ein Baum oder seine Teile vor allem Nahrung bedeuten.  mehr …
Leckere Früchte

Bäume möchten wie jede Pflanze und jedes Tier für Nachkommen sorgen und produzieren dafür Samen. Die können je nach Art sehr unterschiedlich aussehen. Es können Nüsse sein, Früchte wie Äpfel oder Kirschen, Eicheln, Kastanien, Bucheckern oder etwa die geflügelten Samenkörnchen von Birken oder Ahorn. Geraten sie in eine geeignete Umgebung, können sie zu einem neuen Baum heranwachsen.  mehr …

Herbstfarben

Kurz bevor sie in ihre Winterruhe gehen, veranstalten Laubbäume ein prächtiges Farbspektakel. Ausgelöst wird es durch die abnehmende Tageslänge. Sie färben ihre Blätter und lassen sie in der Herbstsonne in unzähligen gelben, orangen und roten Farbtönen strahlen.  mehr …

Baum als Biotop

Jeder Baum birgt eine Fülle spezieller Klein-Lebensräume für eine Vielzahl von Lebewesen. Allein die Blätter etwa einer großen Eiche haben zusammen etwa die Fläche eines Olympia-Schwimmbeckens. Kaum weniger Platz bieten Äste, Stamm, die zerfurchte Borke und das Wurzelgeflecht. Der Baum bietet daher unzähligen Lebewesen Versteck, Fortpflanzungsmöglichkeiten, Winterquartier und Nahrung.  mehr …

Profiteure des Baumtods

Selbst ein toter Baum spendet noch Leben. Denn er steckt ja noch voller energiereicher Stoffe, die als Nahrung brauchbar sind. Sofort stellen sich daher Pilze, Tiere und Pflanzen ein, die ihn weiter abbauen und dadurch ihr eigenes Dasein fristen.  mehr …

Müllwerker des Lebens

Im Herbst fallen von einem großen Baum weit über hunderttausend Blätter ab. Schon nach wenigen Jahren könnte man durch die Laubschicht nicht mehr durchkommen, und innerhalb einiger Jahrzehnte wäre der ganze Baum im Laub erstickt.
Dass es nicht soweit kommt, ist das Werk von winzigen Lebewesen, den Abfallverwertern der Natur. Sie zerraspeln und zernagen die Blätter, bauen sie zu immer einfacheren Stoffen ab und erzeugen schließlich daraus Humus – von Leben durchwebte, fruchtbare Erde.  mehr …

Nützliche Bäume

Überlegen Sie einmal, auf was Sie alles verzichten müssten, wenn es keine Bäume gäbe. Sie könnten weder Äpfel noch Birnen, weder Nüsse noch Zitronen essen. Kakao und Kaffee fielen weg. Fußboden,Tisch, Stuhl und Schrank wären vielleicht aus Stein, Kunststoff oder Metall statt aus Holz.  mehr …

Welt aus Holz

Was wären wir ohne das Holz, das wir den Bäumen verdanken? Es ist nicht nur schön und vielseitig einsetzbar, Holz ist auch bemerkenswert fest – schließlich sorgt es für die Standfestigkeit der Baumriesen. Im Handel kann man unter Hunderten von Sorten wählen.  mehr …

Apotheke der Bäume

Die Kenntnis von den Heilkräften vieler Bäume ist schon sehr alt. Wahrscheinlich wussten schon die Steinzeitmenschen darum, die sicher gute Naturbeobachter waren. Selbst Schimpansen nutzen manche Bäume gezielt zu Heilzwecken.  mehr …

Baum als Kalender

Jedes Jahr legt der Baum eine neue Holzschicht an, die sich wie ein Mantel um die alte legt und im Querschnitt als Ring erscheint. In diesen Jahresringen spiegelt sich die Lebensgeschichte eines Baumes. Sie dienen zudem Vorgeschichtsforschern als Hilfe zur Datierung alter Holzreste, etwa von gesunkenen Hanse-Schiffen.  mehr …