Historie

Park-Geschichte und -gewässer

Der Neckarbischofsheimer Schlosspark ist eng mit der Geschichte der Stadt verbunden. Daher birgt er neben den botanischen Kostbarkeiten und einem prächtigen Schlossteich mit Quelle auch mehrere historisch interessante Bauwerke, etwa das Alte Schloss, das Neue Schloss und ein aus der Renaissance stammendes Prachttor.

Das heutige Neue Schloss mit Hotel und Restaurant steht am Ort einer mittelalterlichen Vorburg des damaligen Wohnturms. 1378 wurde in dieser Vorburg das vierstöckige „Neue Steinhaus“ errichtet. Es dürfte ähnlich ausgesehen haben wie das Alte Schloss und besaß im Erdgeschoss, wie wir wissen, 1,50 Meter dicke massive Mauern. Später kamen ein Seitenflügel und ein Treppenhaus dazu. Um 1829 wurde es abgerissen zugunsten des heutigen Neuen Schlosses, das zum Teil auf den Grundmauern des Vorgängerbaus steht und beim Bau des Hotels deutlich erweitert wurde (Restaurant-Teil und Übergang).

Den Parkbesucher begrüßt nahe dem Eingang eine aus dem Jahr 1720 stammenden Figur des “Brunnenweible”. Es ist freilich eine Kopie: Das Original wird im Neuen Schloss  aufbewahrt, wo es vor Wind und Wetter geschützt ist.

Aus dem 10. Jahrhundert stammt die erste urkundliche Erwähnung des Orts Bischofsheim, vermutlich ist er aber weit älter. Während der kaiserlosen Zeit im 13. Jahrhundert war der Habsburger Rudolf zu einem der mächtigsten Herren im Südwesten aufgestiegen und errang 1273 die römisch-deutsche Königswürde. Schon im folgenden Jahr belehnte er Dietrich von Helmstatt mit dem Ort. Der war vermutlich Ministeriale gewesen, übernahm also für Grundherren besondere Funktionen wie etwa die Verwaltung einer Burg. Damals entstand vermutlich eine erste Burg in Bischofsheim, in Form eines Wohnturms mit wehrturmbestückter Ringmauer und Wassergraben. Man nimmt an, dass sie schon bald darauf erweitert wurde und zudem mit einer Vorburg ausgestattet, die ebenfalls mit einer Mauer geschützt war. Sie stand etwa am Ort des heutigen Neuen Schlosses. Um 1378 wurde dort das vierstöckige „Neues Steinhaus“ errichtet, der Vorläufer des heutigen „Neuen Schlosses“.

Das heutige Alte Schloss ist wohl Teil eines Gebäude-Ensembles, das um 1546 entstand und Teile des einstigen Wohnturms umfasste. Neben dem damals ebenfalls vierstöckigen Hauptgebäude gab es Anbauten und Wirtschaftsgebäude, die bis auf ein paar Mauerreste heute verschwunden sind. Das einstige vierte Stockwerk wurde beim Stadtbrand 1859 beschädigt und abgetragen.

1966 starb die Neckarbischofsheimer Linie der Grafen von Helmstatt aus, und 1975 kam das Schloss in den Besitz der Stadt und wurde gründlich restauriert, nicht zuletzt unter tatkräftiger Mithilfe des „Vereins für Heimatpflege“.

Heute ist es das älteste Gebäude der Stadt und enthält eine Reihe von Sehenswürdigkeiten. Man erreicht sie über den Renaissance-Treppenturm mit einer Wendeltreppe, deren ausgetretene Steinstufen alle Stockwerke erschließen. Über dem Eingang sieht man das Wappen der letzten adeligen Bewohner, der Familien Helmstatt und Neipperg.

Die Räume im Erdgeschoss werden bisweilen für Kunstausstellungen und Lesungen genutzt. Außerdem betreibt der Neckarbischofsheimer „Verein für Heimatpflege“ hier ein sehr sehenswertes Museum. Es zeigt Stücke und Gemälde aus der Geschichte der Stadt sowie der Herren von Helmstatt, die vom 13. bis ins 19. Jahrhundert die Ortsherren waren. Weiterhin birgt die Sammlung Bilder des in Neckarbischofsheim geborenen Landschaftsmalers Louis Mayer (1771 – 1843) sowie Werke der jüdischen Künstlerin Ruth Schwob, die 1919 in Neckarbischofsheim zur Welt kam, 1935 emigierte und 2012 in der Schweiz starb.

Im ersten Stock gibt es einen „Rittersaal“ mit einem prächtigen Erker, in dessen romantischem Rahmen heute Trauungen stattfinden. Zudem enthält das Gebäude schöne, erst vor gut 40 Jahren bei Restaurierungsarbeiten wiederentdeckte Malereien aus der Zeit der Renaissance.

Dieses Prachttor entstand wie die Inschrift auf der Westseit besagt, um 1590. In jenen Jahrzehnten entstanden auch manche Teile des Heidelberger Schlosses. Vermutlich wurde das Tor einfach als Parkzierde errichtet, diente also nicht wirklich als Tor, wenn auch vielleicht als Durchgang. Immerhin weist es rechts und links Mauerreste auf. Typisch für jene Zeit ist das „Theatermotiv“, das schon aus der klassisch-römischen Architektur stammt: eine Komposition aus Pfeilern und Bogen, vor der Säulen und ein „Gebälk“ stehen.

In jener Zeit hatten sich aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen den Adeligen neue Möglichkeiten eröffnet. Vor allem Kunst und Architektur standen in hohem Ansehen. Es galt als geboten, möglichst ortsüblichen Stein zu nutzen, und Sandstein eignet sich besonders gut für die dekorative Gestaltung der Ornamente.

Zu jener Zeit waren kunstvoll gestaltete Ziergärten in Mode gekommen, oft nach Vorlagen berühmter Gartenbaumeister mit Hecken, Beeten, Wegen angelegt. Manchmal enthielten sie zudem Elemente wie Brunnen oder Laubengänge, und meist waren sie mit einer Mauer umgeben. Gut möglich, dass das Prachttor damals auch irgendwie in solch eine Anlage integriert war. Zudem kam im Zeitalter der Entdeckungen auch ein gewisses botanisches Interesse und sogar eine Sammelleidenschaft für seltene Pflanzen auf. Vielleicht liegen schon in dieser Zeit die Wurzeln des späteren Schlossparks mit seinen teils fremdländischen Bäumen.

Bücherzimmer
Dr. Rainer Köthe

Eine besondere Attraktion unseres Schlossparks ist der romantische Schlossparksee. Er erinnert daran, dass hier im Mittelalter eine Wasserburg mit einem dickwandigen Wohnturm war. Sie stand etwa dort, wo einst der Rosenbach in den Krebsbach mündete. Der rund ums Schloss führende Wassergraben diente ebenso der Verteidigung wie das umliegende sumpfige Gelände. Zum Wohnturm gelangte man nur über eine Brücke.

Spätestens im 16. Jahrhundert legten die Schlossherren das Gelände trocken und schufen den Schlosspark mit dem Renaissance-Tor. Vielleicht blieb dabei vom Wassergraben ein Teich übrig, vielleicht wurde damals ein spezieller Teich angelegt.

Der heutige romantisch verträumte Teich ist neueren Datums und hat einen Betonboden. Noch heute speist ihn Wasser des Rosenbachs über einen kleinen Brunnen und eine Rinne den Schlossparksee. Zudem sorgt eine bisweilen laufende Fontäne für Sauerstoffzufuhr zum Seewasser.

Der Angelverein Krebsbachtal in Neckarbischofsheim kümmert sich seit Jahren um den Teich und nutzt ihn zur Aufzucht von Karpfen, Schleien und Weißfischen. Beangelt wird er aber nur selten.

Die auffälligsten Tiere am See sind einige Nilgänse. Die Heimat dieser Art sind Flüsse und Seen des subtropischen Afrika, daher der Name. Seit vor Jahren einige Vögel aus Volieren entwichen sind, breitet sie sich auch in Europa aus. Die Vögel ernähren sich vor allem von Gras und haben schon mehrfach im Schlosspark erfolgreich gebrütet. Besucher finden die hübschen Tiere interessant. Naturschützer freilich sehen sie als Einwanderer, die heimische Arten verdrängen und zudem viel Kot hinterlassen. Füttern sollte man die Tiere nicht, und erst recht ihnen nicht zu nahe kommen: Nilgänse können recht aggressiv werden.